GARTEN-
BESICHTIGUNG
Blumen sind das Lächeln der Natur.
Es geht auch ohne sie, aber nicht so gut.
Max Reger 1873 – 1916
Der Viriditas-Heilpflanzengarten ist Teil des denkmalgeschützten, ehemaligen Bauernhofs « Gut Looten » in der belgischen Kleinstadt Eupen. Wer sich in oberen Bergstraße mitten in Eupens Stadtzentrum befindet, vermutet wohl kaum einen alten Bauernhof mit großem Garten (ca. 3000 m²) vorzufinden. Aber sie ist da die kleine Oase, in der sich eine Vielzahl duftender Kräuter, bunter Blumen, Gemüsebeete, Obstbäume und ruhige Ecken zum Genießen und Erholen befinden. Was anfangs ein einfacher Privatgarten war, hat sich im Laufe der Jahre zu einem grün-bunten Schmuckstück gemausert, welches nicht nur von Menschen sondern auch von Bienen, Schmetterlingen, Käfern, Eichhörnchen und anderen Tieren geschätzt wird – nicht zuletzt von unseren fleißigen indischen Laufenten, die den Garten schneckenfrei halten und alle Besucher erfreuen.
Der Garten ist mein kleines Paradies, weshalb ich eine Tafel mit dem Spruch „Der kürzeste Weg ins Paradies, ist der Weg in den Garten!“ an den Eingang gehängt habe. In Südlage, von schützenden Hecken umgeben gedeiht hier neben vielen anderen Pflanzenarten vor allem eine Vielzahl von heimischen und nicht-heimischen Heil- und Duftpflanzen. Als Heilpflanzen-Expertin ist es mir ein großes Bedürfnis die Pflanzen nicht nur im Lehrbuch zu entdecken, sondern sie selbst anzupflanzen, sie in ihrem Wachstum zu beobachten und ihr Wesen, ihre Eigenschaften hautnah zu erleben. Diese Begeisterung teile ich gerne mit interessierten Gartenbesuchern und biete nicht nur meinen Kursteilnehmern, sondern auch anderen Heilpflanzen- & Gartenfreunden an, unseren Garten zu besichtigen.
+ GUT LOOTEN
„Gut Looten“ ist ein altehrwürdiges Anwesen, das im Jahr 1702 erstmals schriftlich erwähnt wurde. Es ist heute ein letztes Zeugnis früherer landwirtschaftlicher Tätigkeit im Stadtzentrum Eupens. Der Komplex besteht aus drei Gebäuden (Wohnhaus und zwei Stallgebäuden) sowie einem gepflasterten Innenhof und einem Garten.
Am Schnittpunkt von drei Lathöfen
Als letztes Beispiel eines Anwesens mit landwirtschaftlicher Bestimmung im innerstädtischen Raum stellt die Anlage aus dem 18. Jahrhundert im städtebaulichen Kontext eine Besonderheit dar. Die ehemalige Funktion als landwirtschaftlicher Betrieb ist klar zu erkennen. Eupen gehörte im 13. Jahrhundert zur Bank Baelen, einem Gerichts- und Militärbezirk des Herzogtums Limburg. Im Laufe der Zeit war die Bank Baelen in mehrere Grundherrschaften zerfallen. Aus der Grundherrschaft Stockem gingen nochmal drei Gutsbezirke hervor: Stockem-Eupen, Frambach und St. Marien. Ihre Territorien trafen an der Stelle in der Mitte der Bergstraße, bei Gut Looten, zusammen. Die Bauern, die diese Güter bewirtschafteten, nannte man Laten (=Loote), wovon die Bezeichnung Lathöfe für die Gutsbesitze abgeleitet wurde. An die drei Lathöfe erinnert noch bis 1873 die Einteilung des Eupener Gemeindebezirks in drei Gemarkungen. Laut Aktenbestand sind die Lathöfe in der Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden und haben bis zur Französischen Revolution bestanden. Das Gut Looten würde demzufolge auf einer früheren Lathofgrenze liegen. Der Fußweg, welcher entlang des Gebäudes läuft, ist vielleicht noch ein kulturlandschaftliches Zeugnis dieser Grenze zwischen den Lathöfen Stockem und St.Marien.
Besitzgeschichte
Johae Welter wird 1702 als Besitzer des Anwesens genannt. 1750 besitzt es die Witwe Conrad Van Meven, die es ihrer Tochter Anna Maria, Ehefrau des Lütticher Bürgermeisters Jean-François De Harlez, und diese weiter an die Enkelin Anna Martina, Ehefrau des Lütticher Kaufmanns Joseph Fallin de Coppin, vererbt. 1810 erwirbt der damalige Bürgermeister und Tuchhändler Johann Gerhard Hüffer (1751-1826) das Gut, wodurch es durch Erbfolge an The Losen ging. 1952 kauft es die langjährige Pächterfamilie Miessen und seit 2001 ist das Anwesen im Besitz der Familie Schumacher-Fank.
Baugeschichte
Gut Looten setzt sich aus drei aufeinanderfolgenden Gebäudestrukturen zusammen: Hauptgebäude mit Schafstall und zwei Nebengebäuden. Das zweigeschossige Hauptgebäude diente seit jeher als Wohnhaus und ist ein Ziegelsteingebäude mit Blausteinen als Eckquadern. Das heutige Gebäude bestand ursprünglich aus zwei kleineren Gebäudestrukturen, die Mitte des 18. Jahrhunderts durch eine neue Vorderfassade miteinander verbunden wurden. Die Existenz von ursprünglich zwei Gebäuden bezeugt auch der Eintrag des 1702 verfassten Vermessungsprotokoll mit dem Hinweis, dass Johae Welter „twee huysen ende hoff aen den bergh naer de looten“ besitzt. Direkt am Wohnhaus anliegend befindet sich der ehemalige Schafstall. Im Westen liegt die Toreinfahrt zum Innenhof und zum dahinterliegenden ersten Nebengebäude. Die Toreinfahrt wird durch ein Gitter zwischen zwei Blausteinpfeilern gebildet.
Das erste Nebengebäude ist wahrscheinlich jünger (vermutlich 19. Jh.) und ist offensichtlich in drei Bauphasen entstanden. Der älteste Teil befindet sich links und beherbergte die Ställe mit einem Heuboden. Rechts davon entstand in einer zweiten Phase der Wagenschuppen mit rundbogigem Scheunentor. Auf einem Tor, welches an der äußeren rechten Ecke des Pferdestalls (Anbau mit Pultdach) befestigt ist befindet sich die Jahreszahl 1887, was Aufschluss über die dritte Bauphase gibt. Der Dachstuhl des Gebäudes ist in den 1970er Jahren zweimal abgebrannt. Bei dem Wiederaufbau wurde das Gebäude zur Gartenseite hin erhöht.
Das zweite Nebengebäude ist ein einfaches rechteckiges Volumen aus Ziegelsteinen mit einem Satteldach, das als Kuhstall diente. Es stammt vom Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts.
GARTEN-BESICHTIGUNGEN
Gartenbesichtigungen sind möglich von Anfang Mai bis Ende September.
- für Einzelpersonen, Erkundung des Gartens auf eigene Faust
mittwochs von 9.00-13.00 Uhr und freitags von 15.00-18.00 Uhr Eintritt: freiwillige Spende für soziale Zwecke - für Gruppen mit Heilpflanzen-Führung
nach Terminabsprache für eine Gruppengröße von max. 20 Personen
Dauer: 1,5 Stunden
Kosten: 95 € pro Gruppe